Hubert Kleinmichel

Hubert Kleinmichel gründete in seinem 19. Lebensjahr (1970) mit jungen Männern aus seinem Bekanntenkreis einen kleinen Chor, den man sinnigerweise schlicht "Jugendchor Dutenhofen" nannte. 2015 ist er noch immer Chorleiter der mittlerweile sogenannten "Camerata vocale".

 

Es ist heutzutage nicht mehr an der Tagesordnung, daß ein Dirigent über so viele Jahre die Geschicke eines Chores maßgeblich bestimmt. In welchem Zusammenhang stehen also im vorliegenden Falle die kontinuierliche Fortentwicklung des Chores und die Person seines Leiters? Einige Faktoren sollen dem geneigten Leser hier aufgezeigt werden, die einen besseren Einblick verschaffen als die Auflistung von Daten: Zunächst der von vielen örtlichen Beobachtern mit Skepsis beäugte Versuch, herkömmliches Liedgut mit der Interpretation von Liedern aus anderen Kulturkreisen zu verbinden, sowie neue und eher ungewohnte Klangbilder zu vermitteln.  

 

Von großer Bedeutung auch das Streben nach Unabhängigkeit von den (beiden) im Dorf etablierten Gesangvereinen, die, mit den kritischen Maßstäben der Jugend gemessen, in ihren Zielen und den Wegen dorthin festgefahren erschienen. Dieser neue Chor sollte - vereinsübergreifend - jeden Interessierten anziehen. Zwischen diesen beiden Polen - der Unabhängigkeit und dem nicht alltäglichen Liedgut - bewegt sich Hubert, bewegt sich der Chor.

 

Am Anfang auch Mißverständnisse: Unabhängigkeit - Sturheit?! Erfolge - Angabe?! Erst mit den Jahren kam die stumme Aussöhnung und die gegenseitige Anerkennung der singenden Vereine.

Dabei wurde die Belastbarkeit der Chormitglieder immer wieder nahezu gänzlich ausgeschöpft, Lob bei erfolgreicher Arbeit hingegen eher sparsam eingesetzt. Immer wieder machte der Chorleiter den beteiligten Aktiven klar, Zufriedenheit mit dem Erreichten dürfe nicht Stillstand bedeuten. Dabei klammerte er auch die eigene Person nicht aus. Spätestens hier wird der Leser mit Recht vermuten, daß gelegentlich auch schon einmal das fruchtbare Spannungsverhältnis zwischen Chorleiter und Sängern ein wenig aus den Fugen geraten konnte. Nachweislich war aber der Leiter stets bemüht, am Abbau von Spannungen mitzuwirken. Wie anders könnte sich auf Dauer Erfolg in einer anfänglich nicht erwarteten Dimension eingestellt haben?

 

Die meisten Chormitglieder waren dennoch bereit, diesen Weg mit einzuschlagen, das besondere Verdienst von Hubert Kleinmichel: Moderat vermittelte Autorität und hohe musikalische Akzeptanz, die sich auch praktisch im überzeugenden Vorsingen von (fast) allen Stimmlagen niederschlug.

 

Warum also halten viele der "alten Garde" und immer wieder auch neu Hinzugekommene dem Chor die Treue?

 

Hier ist ein Chorleiter am Werk, der nicht viel Aufhebens um die eigene Person macht, distanzierte Nähe (ein Widerspruch?!) zum Chor pflegt und seinen ihm eigenen ironischen Humor letztlich erfolgreich sprechen läßt.  

 

Lieber Hubert, ... ad multos an-nos !

 

(Hans-Helmut Meyer, Reinhard Steiner)

Druckversion | Sitemap
© Camerata-vocale-Dutenhofen